01.12.2023
Profis Männer

Gegnerportrait: bundesliga-gründungsmitglieder wieder vereint


Der SC Preußen Münster und der 1. FC Saarbrücken verbinden einige Gemeinsamkeiten. Beide waren einst Bundesliga-Gründungsmitglieder, versanken zwischenzeitlich mehrere Jahre in den sportlich eher unbedeutenden Niederungen der jeweiligen Oberligen, schafften aber auch ab und zu mal die Rückkehr ins Rampenlicht, wobei der FCS mit drei Bundesliga-Aufstiegen erfolgreicher war als der heutige Gast, dem das nach dem sofortigen Abstieg 1964 nie mehr gelang.

Und beide spielten in dieser DFB-Pokalrunde gegen den FC Bayern München, auch hier schnitten die Saarländer bekanntlich besser ab. Doch zurück zu den Anfängen. Die Westfalen hatten sich die Bundesliga-Teilnahme 1963 auf dem Feld erkämpft, im Gegensatz zum FCS, der sich eigentlich sportlich nicht qualifiziert hätte, aber zum Glück gab es wie 1973 bei der Gründung der zweiten Liga ja noch andere Kriterien.

In der Oberliga West, der damals höchsten Liga, konnte Preußen zum Saisonende 1963 der vierte Platz belegen, 1951 war man hinter Schalke 04 sogar mal Vizemeister im Westen, setzte sich in den Gruppenspielen der Endrunde gegen den 1. FC Nürnberg, Tennis Borussia Berlin und den Hamburger SV durch.

Im letzten Heimspiel gegen den „Club“ waren 40.000 Zuschauer im Preußen-Stadion, der Zuschauerrekord gilt wohl für die Ewigkeit. Der SCP siegte in einer denkwürdigen Partie 6:4, benötigte aber einen Kantersieg in Berlin. Nach dem zwischenzeitlichen 2:0 für die Borussen gewann Preußen noch 8:2 und stand im Finale um die deutsche Meisterschaft gegen den 1. FC Kaiserslautern. Die Pfälzer siegten durch zwei Tore von Ottmar Walter mit 2:1.

Am 16. November 1963 kam es im Ludwigspark-Stadion zum ersten Bundesligaspiel der beiden, beim 1:1 (1:1) konnte Dieter Krawczyk in der 38. Minute die Führung von Manfred Rummel aus der 18. Minute zum Endstand egalisieren. Im Rückspiel am 4. April setzten sich die Preußen mit 2:1 (1:1) durch. Wieder traf Krawczyk für den FCS (26.), doch Klaus Bockisch (36.) und Erich Rohe per Eigentor (46.) sorgten vor 12.000 Zuschauern für die Wende.

Am 11.11.1989 gab es dann erst wieder eine gemeinsame Begegnung in der Zweiten Bundesliga, das Spiel in Münster endete torlos. Drei weitere Spiele gab es noch in der Zweiten Liga, dann kreuzte man für mehrere Spielzeiten in der Regionalliga West/Südwest die Klingen, ehe es in der Dritten Liga zwischen dem 5.11.2011 und dem 20.4.2014 zu sechs direkten Duellen kam. Das letzte Aufeinandertreffen datiert vom 20. April 2014, als der FCS unter Trainer Fuat Kilic am Aasee zu Gast war. 7.357 Zuschauer konnten Treffer von Soufian Benyamina (52., er spielt jetzt beim Greifswalder FC) und Rogier Krohme (64., war zuletzt bei Schalke 04 II) bewundern.

Während der FCS (gemeinsam mit der SV Elversberg übrigens) abstieg, blieb der SC Preußen noch bis 2020 drittklassig. In dem Moment, in dem der FCS die Rückkehr schaffte, musste Preußen in die Regionalliga. Dort wurde in der gerade abgelaufenen Runde aber mit 13 Punkten Vorsprung die Meisterschaft vor dem Wuppertaler SV errungen und der Direktaufstieg perfekt gemacht. Meistertrainer war Sascha Hildmann, im Ludwigspark kein Unbekannter, denn 1995/96 trug er 14 Mal das Trikot des 1. FC Saarbrücken in der Zweiten Bundesliga und erzielte dabei auch einen Treffer.

Am 22. Oktober traf er beim 5:2 (2:1)-Heimsieg über den FC Gütersloh in der 81. Minute zum Endstand. Milos Tomas war mit drei Treffern an diesem Nachmittag der überragende Spieler im Ludwigspark, den fünften Treffer steuerte Dario Brose bei. Paulo da Palma war damals auch mit von der Partie, der FCS-Trainer hieß Klaus Scheer.

Zwischen 2003 und 2006 war Hildmann, der aus Kaiserslautern stammt, auch vier Jahre Spieler des FC Homburg, ehe er beim SC Rodenbach seine Laufbahn als Spieler ausklingen ließ. Dort begann er auch seine Trainerkarriere, die ihn über den SC Idar-Oberstein und den SC Hauenstein zur SV Elversberg führte. Dort war Hildmann in der Spielzeit 2015/16 allerdings nur kurz tätig, übernahm dann die SG Sonnenhof Großaspach und den 1. FC Kaiserslautern in der dritten Liga. Seit Januar 2020 trainiert Hildmann die Preußen, was erstaunt, weil er den Abstieg nicht verhindern konnte. Dafür war er dann im Mai beim Aufstieg der gefeierte Mann.

Ludwigspark-Erfahrung hat Hildmann nur als Spieler. „Mit der SV Elversberg haben wir nicht im alten Ludwigspark gespielt, sondern beim FC Sportfeld. Im alten Ludwigspark war ich natürlich als Spieler, z. B. mit Kaiserslautern und als FCS-Spieler“, erinnert sich der gebürtige Kaiserslauterer. Seine Zeit in Saarbrücken endete nicht so wie von ihm erhofft. „Das ist relativ einfach. Ich kam aus Lautern und habe einen Zweijahresvertrag für die 2. Bundesliga unterschrieben. Dann bekam Saarbrücken die Lizenz entzogen und rutschte sogar in die Insolvenz. Im Rahmen des Insolvenzverfahrens wurde ich dann zum FCK zurücktransferiert“.

Beim FC Homburg verbrachte er eine relativ lange Zeit als Spieler. „Es gibt nur noch ganz lose Verbindungen nach Homburg, zu Giuseppe Nardi zum Beispiel oder zu Betreuer Predrag Lamesic“, erinnert er sich an seine Zeit in der Saarpfalz. Den Weg der SV Elversberg verfolgt er hingegen etwas genauer. „Ja, den Weg verfolge ich intensiv, weil ich eine sehr schöne Zeit als Trainer in Elversberg hatte, sich der Club unglaublich gut entwickelt hat und Vorbild für viele andere Vereine sein kann. Die Entwicklung überrascht mich nicht, weil dort in einem stabilen Umfeld immer sehr solide gewirtschaftet und gearbeitet wurde“.

Als Preußen-Trainer lernte er auch unseren ehemaligen Spieler Philipp Hoffmann kennen, der mittlerweile beim FC Homburg ist. „Philipp hat hier nach meiner Verpflichtung noch ein halbes Jahr gespielt“. Einziger früherer FCS-Spieler im aktuellen Preußen-Kader ist Alexander Hahn. „Ali ist ein technisch sehr versierter, zweikampf- und kopfballstarker Innenverteidiger mit einem sehr guten Charakter und einer sehr guten Einstellung“.

Mit acht Zu- und sieben Abgängen blieb das Spielerpersonal ziemlich konstant. Malik Batmaz (Karlsruher SC) und Dominik Schad (1. FC Kaiserslautern) bringen Erfahrung aus der Zweiten Liga mit, Joel Grodowski (SC Verl), Sebastian Mrowca (SV Wehen Wiesbaden) und Rico Preißinger spielten zuletzt in der dritten Liga. Johannes Schenk war zwar an den FC Bayern München ausgeliehen, gehörte aber nicht dem Bundesliga-Kader an. Von den Abgängern verblieben nur Henok Teklab (zum belgischen Erstligisten und Europacup-Teilnehmer Royale Union Saint-Gilloise) und Nicolai Remberg (zum KSV Holstein Kiel) im Profibereich.

Während der Runde wurde noch Ogechika Heil vom Hamburger SV verpflichtet und Benjamin Böckle von Fortuna Düsseldorf (beide Zweite Bundesliga) ausgeliehen. Tom Müller ging hingegen zum SC Verl. In der aktuellen Drittliga-Runde gab es erst am 3. Spieltag den ersten Erfolg, als der FC Ingolstadt im heimischen Stadion 3:1 bezwungen wurde. Am 16. September kam es zum ersten Auswärtssieg beim SV Sandhausen, als man 2:0 gewann. Aktuell ist Münster auf Rang 12, am vergangenen Sonntag war Viktoria Köln zu Gast im Preußenstadion 3:3 (2:2).

Im Westfalenpokal wurde mit einem 4:0-Triumph über die SpVgg. Erkenschwick das Halbfinale erreicht. Zum Saisonverlauf meint Hildmann: „Wir sind sehr zufrieden mit dem bisherigen Saisonverlauf und unserer Ausbeute. Als Aufsteiger wissen wir noch ganz genau, wo wir vor einem halben Jahr gespielt haben und wo wir herkommen. Wir genießen die 3. Liga, die großen Stadien und die herausfordernden Gegner.“