Gegnerportrait: Noch ein Bundesliga-Gründungsmitglied im Park
Die Reihe der Bundesliga-Gründungsmitglieder, die im Ludwigspark in kurzer Zeit ihre Visitenkarte abgeben, geht weiter. Nach dem TSV 1860 München, dem MSV Duisburg und dem SC Preußen Münster ist heute Abend Eintracht Frankfurt zum Pokal-Achtelfinalschlager hier im Ludwigspark zu Gast.
Von den drei vorherigen Liga-Gästen konnte der TSV 1860 eine Meisterschaft vorweisen, der MSV war immerhin Vizemeister. Auch Eintracht Frankfurt hat eine deutsche Meisterschaft in den Annalen stehen, 1959 setzte man sich im Berliner Olympia-Stadion vor 75.000 Zuschauern ausgerechnet gegen den Nachbarn und Erzrivalen Kickers Offenbach mit 5:3 (2:2, 2:2) in der Verlängerung durch. Istvan Sztani (1.) und Eckehard Feigenspan (14.) brachten die Adler jeweils in Führung, doch bereits nach 23 Minuten stand das spätere vorläufige Endergebnis fest.
In der Verlängerung machten Feigenspan (92.) und Sztani (108.) den Weg zum Titel frei, nach dem Offenbacher Anschlusstor beseitigte Feigenspan in der vorletzten Minute alle Zweifel. Trainer Paul Oßwald spielte einst bei Minerva 93 Berlin, für den auch unser früherer Vizepräsident Gerhard Schwartzkopf einst aktiv war. Da die Eintracht auch in den Folgejahren in der alten Oberliga Süd immer ganz vorn war, kam die Eingliederung in die Bundesliga nicht überraschend. Somit trafen Eintracht Frankfurt und der 1. FC Saarbrücken gleich im Premierenjahr der neuen Liga aufeinander.
Es waren aber nicht die ersten Pflichtspiele der beiden Traditionsvereine. Die früheren Gauligen umfassten das damalige Saargebiet, das heutige Rheinland-Pfalz und Teile Südhessens, sodass es schon vor dem Zweiten Weltkrieg zu gemeinsamen Spielen kommen konnte. Am 20. Mai 1961 standen sich die Riederwälder und die Malstatter in der Gruppenphase zur deutschen Meisterschaft gegenüber. Vor 44.000 Zuschauern im Waldstadion brachte Hans-Dieter Diehl die Hessen mit einem Eigentor in Führung, der St. Ingberter Heinz Vollmar konnte in der 59. Minute zum Endstand ausgleichen.
Im Rückspiel zog der FCS mit 2:5 (0:1) den Kürzeren, Treffer von Horst Thiel zum 1:2-Anschluss in der 56. und Vollmar zum 2:3 in der 69. Minute reichten vor 36.000 Zuschauern nicht zum Weiterkommen. In der Bundesliga musste der FCS, der nach dem ersten Jahr sofort abstieg, zwei Schlappen hinnehmen, zu Hause gab es ein 0:4 (0:2), im Waldstadion ein 1:2 (1:2). Danach gab es noch weitere acht Bundesliga-Spiele, nur am 22. April 1986 konnte ein FCS-Team siegen. Im Waldstadion trafen Guido Szesni (15.), Jürgen Mohr (51.) und Michael Blättel (88.) bei einem Gegentreffer von Charly Körbel (56.) zum 3:1 (1:0)-Sieg.
Nach der Saison 1988/89 gab es Relegationsspiele, die Hessen gewannen das Hinspiel mit 2:0 (1:0), der FCS drehte den Spieß im Park fast um, Anthony Yeboah, der später zur Eintracht wechselte, ließ mit zwei Treffern in der 10. und 76. Minute die 35.000 Zuschauer im Park bis zum Schlusspfiff hoffen. Der Ausgleichstreffer von Frank Schulz (51.) reichte den Gästen aber zum Bundesliga-Verbleib. Es folgten zwei DFB-Pokal-Achtelfinalspiele, zwischen denen fast unglaubliche 100 Tage lagen. Nach dem torlosen Remis trotz Verlängerung am 1. Dezember 1990 wurde das damals noch nötige Wiederholungsspiel erst am 5. März 1991 im Waldstadion ausgetragen.
Die Sensation war greifbar, Wolfgang Schüler brachte die Saarländer in der 7. Minute in Führung und Michael Preetz ermöglichte vier Minuten vor Schluss mit dem 2:2-Ausgleich die Verlängerung. Anthony Yeboah (12.) und Axel Kruse (81.) drehten zwischenzeitlich die Partie. In der Verlängerung besiegelte dann Andreas Möller in der 102. Minute das Aus der Gäste. 1992/93 konnte die Eintracht zwei Bundesliga-Begegnungen gegen den FCS nicht gewinnen. Am 19. September holte der FCS mit dem 1:1 (0:1) einen Punkt im Waldstadion. Dietmar Roth war den Malstattern in der Schlussminute mit einem Eigentor behilflich.
Das bislang letzte Bundesliga-Spiel zwischen dem 1. FC Saarbrücken und der Eintracht endete vor 29.000 Zuschauern im Ludwigspark torlos. Dabei war der FCS nach einem Platzverweis für Ralf Weber 53 Minuten lang in Überzahl. Einziger echter Saarländer im damaligen FCS-Team war Bernd Eichmann, Wenanty Fuhl und Thomas Zechel wurden hier aber heimisch. Trainiert wurde das blau-schwarze Team von Peter Neururer, bei Frankfurt stand mit Rudi Bommer einer seiner zahlreichen Nachfolger auf dem Platz.
Auch das DFB-Pokal-Erstrundenspiel am 27. September 1995 konnte Frankfurt nicht in der regulären Spielzeit gewinnen. Beim damaligen Regionalligisten FCS stand es nach 90 Minuten 1:1, wobei Falko Götz die Gäste per Eigentor bereits nach drei Minuten in Führung brachte. Wolfgang Flick gelang in der vorletzten Minute der Ausgleich. Manfred Binz bewahrte die Hessen vor einer Blamage (101.). Paulo da Palma wird die Begegnung in weniger guter Erinnerung haben, er flog in der 104. Minute vom Platz. Frankfurt stieg am Ende dieser Runde aus der Bundesliga ab.
Doch erst fünf Jahre später kam es wieder zu direkten Zweitliga-Duellen. Am 18. August 2001 kam die Eintracht in den Ludwigspark und holte beim 2:0 (1:0)-Sieg die Punkte mit. Beim FCS saß Thomas von Heesen auf der Trainerbank, bei den Riederwäldern der Schweizer Martin Andermatt. Das Rückspiel endete 2:2 (0:1), Sambo Choji traf früh für den FCS (8.), Daniel Kovacevic sorgte für den späten Ausgleich und einen überraschenden Saarbrücker Punktgewinn (80.).
Zwei Spielzeiten später gab es die letzten Liga-Begegnungen, die beide mit einem 3:0-Heimsieg endeten. Im Ludwigspark trafen am 19. September Henrich Bencik (35.), und unser Dauer-Frauentrainer Taifour Diane (73. und 84.) zum Heimsieg, Dianes 3:0 war das letzte Tor eines Saarbrückers gegen die Eintracht. Allerdings schwächten sich die Gäste schon nach 23 Minuten, als Alexander Schur vom Platz flog. Im Rückspiel setzte sich die Eintracht dann mit 3.0 (2:0) durch, diesmal musste mit Aimen Demai (62.) ein Saarbrücker vorzeitig zum Duschen. Markus Weissenberger (21.), Jermaine Jones (43.) und Daniyel Cimen (68., seit 2018 Trainer des FC Gießen) trafen für die Platzherren. Der FCS wurde von Horst Ehrmantraut trainiert, die SGE von Friedhelm Funkel. Außer Diane blieb kein damaliger Spieler im Saarland.
„Ich kann mich noch gut erinnern, ich habe im Hinspiel beide Treffer mit dem Fuß gemacht. Das war schon damals ein besonderes Spiel, weil sie so lange Bundesliga gespielt haben, so viele Pokalsiege hatten und schon mal die Meisterschaft gewannen, solche Spiele vergisst man nicht. Im Rückspiel habe ich allerdings verletzt gefehlt, aber ich war natürlich dort, um unser Team anzufeuern“.
2011 gab es den letzten Abstieg der Eintracht, aus der Zweiten Liga gelang als Vizemeister hinter der SpVgg. Greuther Fürth aber der sofortige Wiederaufstieg. Gleich im ersten Bundesliga-Jahr nach der Rückkehr wurde mit Platz Sechs die Qualifikation für die Europa League erreicht. Das war der Grundstein für die seitdem in fast jeder Saison aufkommenden außergewöhnlichen Euphorie durch die europäischen Wettbewerbe. 2016 wurde es noch mal eng, erst in der Relegation gegen den 1. FC Nürnberg konnte die Bundesliga gehalten werden. Seit 2018 wurde bis auf eine Ausnahme (2020) immer ein Europapokal-Wettbewerb erreicht. 2018 holte die Eintracht zuletzt den DFB-Pokal mit einem 3:1 (1:0)-Erfolg über Bayern München. Die Eintracht-Treffer erzielten Ante Rebic (derzeit Besiktas Istanbul) und Mijat Gacinovic (derzeit AEK Athen).
Der internationale Gipfel wurde 2022 mit dem Gewinn der Europa League erreicht. Gegen die Glasgow Rangers gab es in Sevilla einen 5:4-Sieg nach Elfmeterschießen, das Eintracht-Tor zum 1:1-Ausgleich erzielte der derzeit an Werder Bremen ausgeliehene Kolumbianer Rafael Borré (69.).