Höhenflug der Spatzen soll noch nicht zu Ende sein
Der SSV Ulm 1846 ist zurück im Profi-Fußball. Doch halt, mit dem 1999/2000 für ein Jahr in der Bundesliga anwesenden SSV Ulm 1846 hat der „neue“ Schwimm- und Sportverein Ulm 1846 Fußball GmbH & Co. KGaA nur noch den Namen und das Wappen gemein.
Das neue „Fußball-Unternehmen“ wurde 2009 aus dem Gesamtverein ausgegliedert, ähnlich wie beim SSV Regensburg gibt es nun zwei Vereine mit fast gleichem Namen. Auch die Firmierung als GmbH & Co. KGaA ist die gleiche wie bei den Samstag-Gästen.
Die Jahreszahl 1846 geht auf einen der Vorgängervereine, die TSG Ulm 1846 zurück. Bereits 1930 gingen der SV Schwaben Ulm und der Schwimm- und Sportverein Ulm zusammen und bildeten den 1. SSV Ulm. Dieser fusionierte 1970 mit der TSG Ulm 1846 zum SSV Ulm 1846.
1978 stieg der neu gegründete Verein erstmals in die Oberliga Baden-Württemberg und gleich im Jahr darauf in die Zweite Liga Süd auf. Nun kam es zu ersten Begegnungen mit dem 1. FC Saarbrücken. Am 1. Dezember 1979, also vor fast genau 44 Jahren, hieß es im Donaustadion am Ende 0:0. Ulm wurde von Klaus-Peter Jendrosch trainiert, beim FCS saß der kürzlich verstorbene Slobodan Cendic auf der Bank, Dieter Ferner stand im Tor, Egon Schmitt war nicht im Kader.
Den ersten FCS-Treffer gegen die Spatzen gab es am 18. Mai 1980 im Ludwigspark, Heinz Traser sicherte beim 3:2-Sieg den Gastgebern die 1:0-Halbzeitführung. Das letzte Zweitligaspiel datiert vom 23. Februar 2001, beim 1:1 (0:1) sicherte Sergej Dikhtiar in der 73. Minute den Punkt. Thomas von Heesen saß beim FCS auf der Bank, Ulm wurde zu der Zeit von Hermann Gerland trainiert.
1981 ereilte den SSV das gleiche Schicksal wie den FCS, die Qualifikation für die neue eingleisige zweite Bundesliga wurde verfehlt. 1983 trafen sich beide Vereine in der Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga – und schafften auch beide den Sprung nach oben.
Nach zwei gemeinsamen Spielzeiten im Bundesliga-Unterhaus trennten sich die Wege, der FCS stieg in die höchste Klasse auf, Ulm hingegen in die Oberliga Baden-Württemberg ab. Nach zwei weiteren Zweitliga-Jahren zwischen 1986 und 1988 war Ulm dann zehn Jahre drittklassig, zunächst in der Oberliga Baden-Württemberg, dann trotz zwei Meisterschaften hintereinander in der neuen, immer noch drittklassigen Regionalliga Süd.
Der Durchmarsch aus der Regionalliga in die Bundesliga gelang dann innerhalb von 12 Monaten, das war bis dahin ein Novum. Doch noch schneller, als es hochging, ging es auch wieder runter, nach einer Insolvenz war man in der Spielzeit 2001/02 plötzlich nur noch in der fünftklassigen Verbandsliga Württemberg.
Nach dem sofortigen Aufstieg folgten sechs Oberliga-Jahre, die 2008 mit dem Regionalliga-Aufstieg gekrönt wurden. Der nächste Abstieg wurde parallel zur zweiten Insolvenz erlitten, doch wieder kamen die Spatzen gleich zum Wiederaufstieg. Zwei Regionalliga-Jahre führten schnurstracks in die dritte Insolvenz – und wieder in die Oberliga.
Diesmal dauerte es zwei Spielzeiten, bis zur Rückkehr in die Regionalliga Südwest, in der es nun regelmäßig Spiele gegen den FCS gab. Während der FCS im Corona-Jahr 2020 in die dritte Liga aufstieg, brauchte Ulm drei Jahre länger. Unter Thomas Wörle wurde nun in der Regionalliga Südwest der Meistertitel gefeiert und eine beachtlich gute Vorrunde hingelegt.
Wörle tritt in große Fußstapfen, Markus Gisdol, Marcus Sorg, Hermann Gerland, Martin Andermatt (mit dem der Bundesliga-Aufstieg gelang), Ralf Rangnick und Jörg Berger gehören zu seinen Vorgängern. Von April 1988 bis Februar 1989 saß auch Klaus Toppmöller für zehn Monate auf dem Ulmer Trainerstuhl und auch Fritz Fuchs war in der Stadt an der Donau zwischen Dezember 1984 und April 1985 fünf Monate Coach.
Und die Hoeneß-Brüder Dieter und Uli spielten einst beide für den Vorgängerverein TSG Ulm 1846. Für den gebürtigen Krumbacher Wörle ist es erst die erste Cheftrainer-Stelle im Herren-Profibereich. Der 41-Jährige begann beim TSV Thannhausen (Landkreis Günzburg) mit dem Fußball-Sport, war dann beim VfB Stuttgart und beim FC Augsburg im Juniorenbereich aktiv.
Beim FCA kam er auch erstmals in einem Aktiven-Team zum Einsatz, der jetzige Bundesligist spielte damals noch in der viertklassigen Oberliga Bayern. Nach einer kurzen Station in seiner Heimatstadt beim TSV Krumbach (bei dem 15 Jahre zuvor auch ein gewisser Thomas Tuchel spielte) kam Wörle 2003 an die Grünwalder Str. zur Zweiten des TSV 1860 München.
2005 gelang der Durchbruch zum Profi beim damaligen Zweitligisten Kickers Offenbach, nach drei Spielzeiten wechselte er zur SpVgg. Greuther Fürth, bei der er 2010 seine Spieler-Karriere beendete. Von 2010 bis 2019 war Wörle dann neun Jahre lang Trainer der Bayern-Frauen.
In seine Amtszeit fielen zwei Meistertitel 2015 und 2016, ein DFB-Pokalsieg 2012 und der Gewinn des Bundesliga-Cups 2011. Seit 2021 trainiert der jüngere Bruder von Nationalspielerin Tanja Wörle nun den SSV Ulm, den er im vergangenen Sommer zur Meisterschaft in der Regionalliga Südwest führte.
Vor der Runde verließen acht Spieler den Verein, kein einziger kam in den höchsten drei Ligen unter. Der ehemalige Elversberger und Homburger Patrick Dulleck ging zum West-Regionalligisten 1. FC Düren. Nach Rundenbeginn verließ noch ein weiterer Spieler die Spatzen, die sieben Neue begrüßten. Die meiste Profi-Erfahrung bringt Léonardo Scienza mit, der zuletzt beim Zweitligisten 1. FC Magdeburg spielte. Felix Higl (VfL Osnabrück) und Sascha Risch (SV Meppen) kamen von Drittligisten. Mit dem gebürtigen Günzburger Dennis Chessa ist ein früherer Spieler des FK Pirmasens in die Nähe seiner Geburtsstadt Günzburg zurückgekehrt.